Artikel von Dr. Wolf-Rüdiger Klare aus der Infobroschüre des ADBW „Diabetes & Sport in Baden-Württemberg“ Ausgabe 2/2015
Seit neun Jahren bietet das Diabetesforum Radolfzell e.V. Wassergymnastikkurse für Menschen mit Übergewicht an. Schon bei der Anmeldung wird nach Größe und Gewicht gefragt und darauf hingewiesen, dass das Bewegungsangebot sich ausdrücklich an Menschen richtet, die einige Pfunde zu viel auf die Waage bringen. Die Resonanz ist überwältigend. Schon wenige Tage nach Ankündigung der neuen Termine in der Presse sind die Kurse ausgebucht. Wie erklärt sich das?
Wir haben die Teilnehmer eines Kurses befragt. Das Durchschnittsalter liegt bei 65 Jahren. Die meisten haben einen Typ-2-Diabetes. Die älteste Teilnehmerin ist 78 Jahre alt. 80 Prozent sind Frauen. Die Begeisterung für diese Trainingsform ist einhellig. Hier einige Aussagen: Herr P. (73) macht sonst keinen Sport, bei der Wassergymnastik „werden die Knochen nicht belastet“. Frau W. (70) hat Knieprobleme und findet das Training im Wasser „leichter als auf festem Boden“. Fast all äußern sich ähnlich: „Im Wasser bin ich beweglicher“, „gegen meine Fibromyalgie ist Wassergymnastik das einzige, was hilft“. Eine andere Teilnehmerin äußert sich kurz und knapp: „Ich bin dabei, weil es Spaß macht“.
Das Training im Wasser hat mehrere Vorteile. In der Schwerelosigkeit werden die Gelenke entlastet, was bei Übergewicht von besonderer Bedeutung ist. Außerdem sind die Möglichkeiten, Ausdauer, Beweglichkeit und Kraft zu trainieren vielfältig: Aquajogging, Zirkeltraining, Übungen an der Stange oder mit der Nudel, „Triathlon“, Kraftübungen gegen den Wasserwiderstand. Übungen mit und ohne Musik etc.
Die Kurse umfassen 12 Übungseinheiten à 45 Minuten und laufen über 12 Wochen. 18 Teilnehmer pro Kurs können mitmachen. An einem Abend werden zwei Kurse hintereinander angeboten. Wegen des großen Andrangs soll ab 2016 ein weiterer Kurs dazukommen. Diese drei Kurse finden dann dreimal im Jahr statt. Die Kurskosten werden im Rahmen der Vorgaben nach §20 SGB V als Präventionskurse zu 70-80% von den Kassen übernommen. Die Teilnehmer müssen eine ärztliche Bescheinigung vorlegen, aus der hervorgeht, dass es keine mediznischen Bedenken gegen das Training im Wasser gibt. Wer Insulin spritzt, muss vor und nach dem Training seinen Blutzucker messen, um Unterzuckerung zu vermeiden. Arztanwesenheit ist nicht erforderlich. Zusammenfassend kann man sagen, dass es für ältere Menschen mit Diabetes und Übergewicht kein besseres Bewegungsangebot gibt als die Wassergymnastik, da hier in besonderem Maße das Angenehme („macht Spaß, fühle mich wohl“)mit dem Nützlichen (körperliche Fitness) verbunden wird.
Wolf-Rüdiger Klare